Die Geschichte der Castellschule
Die Castellschule ist die älteste katholische Schule in der Lingener Innenstadt. Bis 1815 gab es in unserer Stadt als Folge der Reformation die Lateinschule und das Akademische Gymnasium, hervorgegangen aus der ehemaligen Universität.
Das Begehren der Katholiken, wie die reformierten und die lutherischen Bürger ebenfalls eine eigene Schule zu haben, wurde von den preußischen Herrschern immer wieder abgelehnt. Katholische Kinder hatten die reformierte Bürgerschule zu besuchen, später - etwa mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts - erfuhren Diese den Unterricht durch den lutherischen Lehrer.
Im Jahre 1815, nach dem Tod der Tochter des evangelischen Lehrers Winzer, die die einzige Mädchenschule in Lingen geleitet hatte, erhielt dann die katholische Witwe Kauzen aus Münster trotz diverser Proteste diese Schulstelle und wurde von der königlichen Regierungskommission angestellt. Damit begann mit dem Dienstantritt 1816 die Geschichte der katholischen Mädchenschule.
In der Schrift "Kurze Notizen aus der Geschichte der katholischen Gemeinde in Lingen" von Pfarrer Hilling, später Dechant, schreibt dieser: "Nach vielfachen Bemühungen glückte es auch im Jahre 1824, einen katholischen Schullehrer anzustellen und ein Schullokal zu finden."
Aus diesen beiden zunächst unabhängigen Schulen mit separaten Schulgebäuden und natürlich auch getrenntem Unterricht entwickelte sich eine Einheit, erst mit der Bezeichnung Katholische Bürgerschule, doch dann entstand der Name Castellschule, heute geschrieben mit C, in der Vergangenheit auch mit dem Anfangsbuchstaben K, einer Schule für Jungen und Mädchen.
Die Namensgebung entstand vermutlich bedingt durch die Lage der "Marienschule" und der Jungenschule hinter dem Pulverturm.
Weil der gesamte Innenstadtbereich Einzugsgebiet der Castellschule als Bekenntnisschule war, stand beständiges Wachstum mit immerwährendem Platz- und Raummangel auf der Tagesordnung. Eine erste Entspannung entstand durch die Errichtung der Hindenburgschule.
War die Castellschule in den zwanziger Jahren mit über 1250 Schülern die größte Schule des gesamten Regierungsbezirkes Osnabrück, so hatte sie Anfang der fünfziger Jahre nach den Wirren des Krieges schon wieder mehr als 1100 Schüler. Das machte die Errichtung neuer Volksschulen nötig.
Trotzdem reichte der Platz der Volksschule Castellschule bei weitem nicht aus, zumal 1962 für alle Schülerinnen und Schüler das 9. Schulbesuchsjahr als Pflichtschuljahr eingeführt wurde.
Eine Entspannung trat ein, als 1965 das Schulgebäude an der Thüringer Straße als Außenstelle der Castellschule bezogen werden konnte. Im Jahre 1969 wurde auf Bestreben der damaligen Schulaufsicht dieser Teil der Castellschule abgetrennt und als "Schule an der Thüringer Straße" verselbständigt.
Ab 1969 veränderte sich das Niedersächsische Schulwesen wesentlich. Aus den Volks- und Mittelschulen sowie Gymnasien wurden jetzt Grundschulen, Orientierungsstufen, Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien. In den Folgejahren kamen die Gesamtschulen hinzu.
Aus der Volksschule Castellschule wurde im Rahmen der Neuordnung des Schulwesens eine Grundschule.
Im Jahre 1973 zog die Castellschule um in das Gebäude Zum Neuen Hafen 11, das sie bis zum Schuljahr 2008/2009 gemeinsam mit der Paul-Gerhardt-Schule, ebenfalls Grundschule, bewohnte.
Bis zum 01. August 1990 war die "Schule an der Thüringer Straße" ein Außenstandort der Castellschule. Damals hatte der Rat der Stadt mit einem Mehrheitsvotum beschlossen, "Geben wir diesen Kindern die Chance sich sehr mit ihrer Schule zu identifizieren. ...Möglichkeit sich stärker ortsteilgebunden zu entwickeln." Die Schule erhielt den Namen Elisabethschule.
Im Schuljahr 2008/2009 wurde die Castellschule aufgrund sinkender Schülerzahlen wieder mit der Elisabethschule zusammengeführt. Die Castellschule hat seitdem ihren Hauptstandort an der Thüringer Straße 18.